In Deutschland leiden geschätzt rund 1,8 Millionen Menschen unter chronischer Herzinsuffizienz, über 300.000 Menschen erkranken jährlich neu. Die Herzinsuffizienz zählt zu den häufigsten Todesursachen.
Regelmässiges Training kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst, das Wohlbefinden der Patient*innen steigern und die Wahrscheinlichkeit einer stationären Aufnahme ins Krankenhaus senken. Zugleich leiden Herzinsuffizienz-Patient*innen unter Atembeschwerden und Erschöpfung. Körperliche Aktivität fällt diesen Menschen zunehmend schwerer. Damit kommt es zu Muskelschwund, weiterem Verlust der Belastbarkeit und häufig zur Gewichtszunahme. Die Folge dieser Faktoren ist ein Fortschreiten der Herzinsuffizienz, bis hin zum Herzversagen. Diesen Teufelskreis wollen Mediziner*innen am Deutschen Herzzentrum Berlin jetzt mit Hilfe eines „Roboter-Anzugs“, dem Myosuit, durchbrechen; als erstes Herzzentrum weltweit.
PD Dr. med. Felix Schönrath, kardiologischer Leiter des Programms für Herzinsuffizienz und Herztransplantation am DHZB, will mit seinen Kolleg*innen Dr. Isabell Just-Lauer und Denis Fries im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zunächst prüfen, ob und wie der Einsatz des Myosuit bei Patient*innen mit fortgeschrittenen kardiopulmonalen Erkrankungen praktisch und sicher durchgeführt werden kann. Anschliessend planen die Mediziner*innen eine prospektive Studie mit schwer herzinsuffizienten Patient*innen. Dabei werden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einem Trainingsprogramm mit dem Myosuit oder einem herkömmlichen ambulanten Physiotherapie-Programm zugeordnet und nach zwei Monaten auf ihre körperliche Fitness hin untersucht.
„Wir erhoffen uns vom Einsatz des Myosuit nicht nur einen positiven Einfluss auf den Verlauf der chronischen Herzinsuffizienz im engeren Sinn, sondern auch eine allgemeine Steigerung der Lebensqualität durch mehr Mobilität und damit sozialer Aktivität“, sagt Felix Schönrath.
Das Projekt wird von dem ETH+-Förderungsinstrument und der ETHeart-Initiative der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) unterstützt, die eine technologische Revolution in der kardiovaskulären Therapie anstreben. Im Rahmen der Initiative wurden die Teams von Prof. Dr. Volkmar Falk, dem Ärztlichen Direktor des DHZB, und dem Robotik-Experten Prof. Dr. Robert Riener (Professor für Sensory-Motor Systems an der ETH Zürich) zusammengebracht.
Weitere Informationen zum Deutschen Herzzentrum Berlin: https://www.dhzb.de/
Weitere Informationen zur ETH+ Initiative: https://ethz.ch/en/the-eth-zurich/portrait/strategy/ethplus.html